Die SHS ermöglicht Kindern und Jugendlichen mit hohem kommunikativem, laut- oder schriftsprachlichem Förderbedarf, die dem Bildungsgang der allgemeinen Schule nicht in angemessenem Maße folgen können, Teilhabe an Bildung und Erziehung. Sie versteht sich als Förderraum mit Schwerpunkt auf sprachlich- kommunikativen Strukturen sowie deren Basis- und Vorläuferfunktionen wie z.B. auditive Wahrnehmung, Myofunktion, phonologische Systeme und Arbeitsgedächtnis, Wortschatz, grammatische Fähigkeiten und schriftsprachliche Fertigkeiten.

Diagnosegeleitete Förderziele werden in unterschiedlichen Organisationsformen (Eins-zu-Eins-Situation, rehabilitative Sprachtherapie, Gruppenförderung, Klassen-unterricht) verfolgt. Komplexes Lehrerhandeln bei Kindern mit sprachlichem Förderbedarf erstreckt sich also auf therapieren (Fokus auf individuelle kommunikative Ziele, individuelle Passung von Angebot und Förderziel), fördern (Fokus auf bestimmte sprachlich-kommunikativ relevante Bereiche, kollektive Passung von Angebot und Förderbereich), und adaptives Unterrichten (Fokus auf allgemeine Bildungsziele, Adaption an unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Lernwege) (vergl. C.W. Glück).

Ein zentrales Ziel sprachbehindertenpädagogischer Arbeit ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch über die Schule hinaus. Es gilt, Lebensräume zu erschließen z.B. durch Einbezug außerschulischer Lernorte, Kontakte zu anderen Schulen und begleitete Übergänge in das allgemeine Schulsystem. Für jedes Kind wird eine integrative Zielstellung verfolgt.

Das „Sprachheilpädagogische Dutzend“ repräsentiert Unterrichtsprinzipien, die wir als Kollegium für unsere Schule als sehr wichtig erachten. Sie dienen als Grundlage bei der Planung und Reflexion von Unterricht, beim fachlichen Austausch mit KollegInnen und im Rahmen der Ausbildung von ReferendarInnen.

Die Nummerierung dient der besseren Lesbarkeit, nicht einer Gewichtung.

  1. gezielte Sprechanlässe schaffen und Redebeiträge würdigen
  2. Lehrersprache als Vorbild:
  • klare, nicht zu schnelle Aussprache
  • reduzierte Komplexität
  • kurze, einfache Arbeitsanweisungen
  • Rücknahme der Sprechanteile des Lehrers zur Erhöhung des Sprachumsatzes der
  • SchülerInnen (Frage- und Impulstechniken !)
  • Akzentuieren von Sprachsituationen (prosodische Merkmale, Pausen, Sprechtempo u.a.)
  • Blickkontakt zu den Schüler(innen)
  • gezielter Einsatz von Modellierungstechniken
  1. Sprachheilpädagogische Maßnahmen im engeren Sinn:
  • Wortschatzaufbau, -erweiterung und –sicherung
  • Artikulationsförderung, Lautanbahnungshilfen
  • grammatische Zielstrukturen optimieren
  • Schaffung eines semantischen Kontextes, der für die SchülerInnen
  • wirklich bedeutsam ist (Themenorientierung, Sach-und Sinnzusammenhänge ermöglichen)
  • Pragmatik: Verwendung von Mimik, Gestik, prosodischer Merkmale (siehe Lehrersprache)
  • Ausdrucksförderung auch auf nonverbaler Ebene (z.B. musisch-kreativ-gestalterische Ebenen)
  • Einsatz von Handzeichen und Lautgebärden
  • mundmotorische Übungen
  1. Integration von bzw. aus sprachheilpädagogischen 1:1-Situationen in den Unterricht, in bestimmte zeitlich begrenzte Unterrichtsphasen oder in spontane, ungeplante, situative Phasen (Notwendigkeit der sprachlichen Individualtherapie zur Ergänzung und Unterstützung des Unterrichts)
  2. Kommunikationsfördernde Methoden und Sozialformen (z.B. Paargruppen, Sitzkreis, Rollenspiele, handlungsorientierter Unterricht, angemessene Präsentationsformen, usw.)
  3. Aufbau und Sicherung von Verständnisprozessen! Unterstützungssysteme auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen. Reduktion von Komplexität!
  4. Möglichkeiten für eine kindgemäße metasprachliche Reflexion und für den Aufbau eines Sprachgefühls (auch spielerisch: Reimwörten finden, Gegenteile suchen, Oberbegriffe bilden, Cloze-Techniken, Anfangsbuchstaben vorgeben, richtig-falsch-Texte usw.)
  5. Individualisierter Einsatz von Schriftsprache im Spannungsfeld zwischen Entlastung/ Anforderung und Strukturierung/metasprachlicher Reflexion in Bezug auf Inhalte und Sprache (z.B. Textvereinfachungen, „Leicht-zu-Lesen-Kriterien“, Wort/Text-Bild-Zuordnungen, kreatives Schreiben, Diktatformen usw.)
  6. Am Entwicklungsstand der Schüler(innen) orientierte Förderung sprachtragender Prozesse (v.a. in den sensorischen, motorischen und sozial- emotionalen Bereichen, neuropsychologische Basisprozesse)
  7. Möglichkeiten von Wiederholungen schaffen zur Verinnerlichung und sinnvollen Anwendung von Sprache und Handlung (Verwendungshäufigkeiten, Intensität und Nähe, Einspeicherstrategien anwenden)
  8. Strukturierungsmöglichkeiten zur Orientierung und Entlastung schaffen (z.B. Rituale sprachlich nutzen, Rhythmisierung des Unterrichts, Speicherhilfen, Aufmerksamkeitsniveau sichern, handlungsbegleitendes Sprechen, Einsatz von akustischen und visuellen Signalen, Material-und Medienangebot usw.)
  9. Formen der individuellen Leistungsbewertung (siehe aktueller Bildungsplan der Schule für Sprachbehinderte) schaffen

Quelle: http://www.kultusportal-bw.de/site/pbs-bw/get/documents/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/Seminare/seminar-heidelberg-sos/pdf/HDSO_SBP%20Dutzend.pdf (15.10.2014)